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Der am 5. Juli 2022 vorgestellte Pflegereport 2022 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK kritisiert, dass in deutschen Pflegeheimen gerade in der letzten Lebensphase zu wenig auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner eingegangen wird. Die Diskrepanz von Versorgungswunsch der pflegebedürftigen Menschen und der Wirklichkeit werde im Report deutlich, sagt
Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes.

Laut Pflegereport 2022 erlebt jede fünfte Pflegefach- oder Assistenzperson monatlich oder häufiger, dass Bewohner am Lebensende in ein Krankenhaus eingewiesen werden, obwohl dies aus Sicht der Befragten nicht im besten Interesse der Versterbenden ist. Die Mehrheit der Befragten gibt zudem an, dass sie beobachten, dass sich auf Druck der Angehörigen das Behandlungsteam für belastende beziehungsweise lebensverlängernde Maßnahmen entschied, obwohl die Patientenverfügung ein anderes Vorgehen nahegelegt hätte.

Diakonie Bethanien kann Beobachtungen des Pflegereports nicht bestätigen

„Diese Beobachtung können wir in den stationären Einrichtungen der Diakonie Bethanien in Solingen ganz und gar nicht teilen“, erläutert Natalie Schaffert, Regionalleiterin Altenpflege Solingen der Diakonie Bethanien. „Wir haben bereits vor einigen Jahren Strukturen und Beratungsangebote für die letzte Lebensphase unserer Bewohner aufgebaut“, erläutert sie.

Wenige Wochen nach dem Einzug: Besuch und individuelle Beratung

„Wir lassen unsere Bewohner nicht allein und sorgen dafür, dass sie auch in ihrem letzten Lebensabschnitt würdevoll und selbstbestimmt leben und sterben können“, erläutert Nicole Schmitz, die in den stationären Einrichtungen der Diakonie Bethanien in Solingen Ansprechpartnerin für die Beratungsangebote am Lebensende ist. „Wir besuchen nach wenigen Wochen jede Person, die bei uns einzieht und spreche mit ihr über das Sterben und den Tod und darüber, was ihnen auf dem letzten Lebensweg wichtig ist.“

Denn: So individuell wie jede Geburt, so individuell ist auch das Sterben eines jeden Menschen. „Gerade in der letzten Lebensphase können Menschen in Situationen gelangen, in denen sie ganz plötzlich nicht mehr selbst entscheiden können, was sie sich für ihr Lebensende wünschen. Wenn in so einer Situation die Menschen um sie herum jedoch ganz genau wissen, was zu tun ist, wenn es ihnen nicht gut geht, nimmt das sowohl Ihnen selbst, als auch den Angehörigen eine Last und viele Ängste“, schildert Schmitz.

Zentrale Fragen werden gestellt und beantwortet.

Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Was bedeutet für Sie ein würdevolles Leben? Was gibt Ihnen Trost und Halt? Was ist Ihnen im Umgang mit Ihrer Person wichtig? „Aus diesen Fragen entwickeln sich ganz individuelle Gespräche, die am Ende dazu führen, dass wir ein klares Bild davon haben, wie derjenige seinen letzten Lebensweg gehen möchte. Auf dieser Basis unterstützen wir dann auch bei der Erstellung oder Ergänzung von Patientenverfügungen oder Vorsorgevollmachten“, ergänzt Natalie Schaffert.

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